2021-120-20-klein-r.jpg, 263kB


Einführung des Kataloges zur Ausstellung
"Linie auf Fläche, Zeichnen 1"
in der Galerie Etage, Berlin, 2021
von Dr. Cornelia Gerner


Linien, einzelne Striche, Halbkreise verknüpfen sich zu einem Netz, verdichten sich, bilden Knotenpunkte und verlieren sich wieder auf dem Weiß des Blattes. Sind es Landkarten oder Schaltpläne, Aufzeichnungen von Tonfrequenzen? Nichts dergleichen. Bei genauerer Anschauung stellt man fest, das die Linien und Punkte ihre eigene Logik entwickeln, wenn auch nicht die,die man erwartet. Die Affinität zu Technik und Geometrie ist dadurch nicht in Frage gestellt und auch der Eindruck aus der Vogelperspektive auf das Blatt zu schauen, bleibt bestehen.
Jürgen Kellig ist ein reiner Zeichner. Er beginnt an einer Stelle des Blattes und lässt sich dann intuitiv leiten. Eines ergibt das andere bis das Blatt fertig ist. Kellig arbeitet abstrakt. Dennoch verbindet er mit seinen Zeichnungen Begriffe wie „Vernetzung“ und „Zivilisation“. Das Gefühl der Aufsicht, also auf Strukturen zu schauen, die weit weg liegen, vermittelt nicht nur einen räumlichen Abstand, sondern macht auch emotional etwas, wir fühlen das „Unwichtigwerden des Einzelnen im Großen“. So betrachtet handelt es sich nicht nur um dezentral angelegte geometrisch angelegte Zeichnungen, sondern auch um Diagramme, die uns globale Entwicklungen und Zusammenhänge erfahrbar machen.